Frontscheibe wechseln
Aus /8-KnowHow
Die Frontscheibe zu wechseln ist nicht ganz trivial – und alleine nicht zu bewältigen wie schon ein Foto aus der damaligen Produktion der Autos zeigt:
Dieser Beitrag fasst nun diverse Tipps zusammen, die in einer Vielzahl von Threads mehrerer /8-Forumskollegen in den letzten Jahren dazu gegeben wurden. Die Tipps wurden für Scheibenwechsel an Limousinen gegeben; die Montageart der Coupé-Frontscheiben ist aber im Prinzip identisch.
Es ist sehr wichtig, dass bei den Arbeiten bestimmte Reihenfolgen eingehalten werden, damit man z.B. die in die Scheibendichtung eingesetzte Zierrahmen nicht beschädigt.
Wichtig ist auch die Passform der umlaufenden Gummidichtung, MB-Teilenummer A1156700039 (Limousine) bzw. A1156700739 (Coupé).
Leidvolle Erfahrungen von Kollegen zeigen, dass es unbedingt empfehlenswert ist, eine Originaldichtung von MB zu beschaffen. Die kostet im Okt. 2020 an die 132 €/140€.
Es gibt zwar diverse viel billigere Nachbauten. Deren Passform ist aber oft so schlecht, dass sich damit die Scheibe damit nicht wieder einsetzen lässt.
Also besser gleich das Original bevor das nicht klappt und evtl. noch Dinge dabei kaputt gehen – wie z.B. die umlaufende Chromleiste.
Anlässlich des Scheibenwechsels braucht es unbedingt eine neue Dichtung, da die eingebaute bei der Demontage eh beschädigt wird und außerdem meist altersmüde ist.
1) Ausbau der Scheibe
Warnung: Auf keinen Fall versuchen, die in der Scheibendichtung sitzende durchgängige obere/seitliche Chrom-Zierleiste vor Ausbau der Scheibe heraus zu lösen. Sie geht dann mit Sicherheit kaputt und bekommt Verbiegungen/Knicks , die sich nicht wieder beheben lassen.
Mit einer beschädigten Zierleiste bekommt man die neue Scheibe nicht wieder eingebaut.
Also: Erst Scheibe raus und danach Zierleiste sorgfältig aus der Dichtung lösen.
- Am leichtesten geht der Scheibenausbau wenn man ihre Dichtung von innen mit einem abgewinkeltem Werkzeug (z.B. einem Türverkleidungslösehebel) nach und nach in der Scheibenmitte oben beginnend um den Karosseriefalz rum drückt.
- Dann gleichmäßig weiter rechts/links von der Mitte zu den Ecken. Dann noch ca. 10 bis 20cm nach unten – das reicht dann meistens schon, um die Scheibe vorsichtig von innen rauszudrücken. Es empfiehlt sich, einen Helfer dabei zu haben, damit der von außen beim Rausnehmen unterstützen kann. Den Helfer braucht man beim späteren Wiedereinbau der Scheibe auf jeden Fall.
- Man könnte zwar zum Ausbau auch die Dichtung von außen zerschneiden um die Scheibe zu lösen. Das dauert jedoch länger und es könnte dabei auch der Lack beschädigt werden!
- Alte Kitt-Reste im Rahmen können, wenn nicht gerade übermäßig vorhanden, belassen werden.
2) Einbau der Scheibe
Zunächst mindestens einen kräftigen Helfer zum Einbau rekrutieren, ohne Helfer geht es nicht. Zwei Helfer wären noch besser.
- Scheibe auf eine schützende Oberfläche flach auflegen (Pappe, Decke...) und als Erstes neue umlaufende Gummidichtung um die Scheibe anlegen. Dazu Dichtung an einer kurzen Seite beginnend aufstecken.
- Die Chromleiste, die oben und seitlich im Gummi sitzt, kommt erst rein, wenn die Dichtung bereits komplett auf der Scheibe sitzt, aber die Scheibe noch nicht eingebaut ist.
- Die Chromleiste, die unten an der Scheibe sitzt, kommt erst rein, wenn die Scheibe fertig montiert ist.
- Dann muss eine Kordel in die Gummilippe eingezogen werden, So dass die beiden Enden UNTEN mittig doppelt liegen und dort auch noch 20 bis 30 cm überstehen. Es empfiehlt sich, dazu eine reißfeste Wäscheleine mit Drahtseele (andere könnten reißen). Man kann auch ein Kabel mit Kupferseele mit einem Querschnitt von bis zu 2,5 mm nehmen – wichtig ist halt, dass die Leine nicht reißt. (Im Fabrikfoto oben ist die Methode mit den Kordelenden oben gezeigt. Forumskollege „Michael aus Köln“ hat jedoch mit der anderen Kordel Anordnung bessere Erfahrungen gemacht).
- Dann wird noch etwas abtupfbare Dichtmasse aufgetragen (Empfehlung: die von Fa. Würth). Die Experten streiten, ob man das vielleicht lieber erst hinterher macht, wegen möglicher Siffprobleme bei Fehlversuchen. Näheres dazu im Anhang am Ende des Beitrages.
- Danach Scheibe von außen UNTEN einsetzen und die Gummilippe mit der Kordel anschließend von innen langsam und bestimmt über die Blechkante ziehen. Immer gewaltfrei, sonst reißt das Gummi der Dichtung. Und weiter immer in kleinen Strecken (10-20 cm) links und rechts abwechselnd, sonst zieht die Scheibe schief. Von außen muss immer jemand mit sanftem Gegendruck dort halten, wo die Kordel gerade das Gummi anhebt. Und darauf achten, dass die Scheibe unten nicht wieder rausfluppt (deshalb besser zwei Helfer).
- Zum Schluss die Scheibe mit der flachen Hand VORSICHTIG in Position klopfen. Auf der Gummidichtung kann man noch VORSICHTIGER einem Gummihammer einsetzen.
- Wenn der Himmel, weil er sich beim Scheibenwechsel gelöst hat, wieder geklebt werden muss, macht man dies am besten entweder mit „Terokal 2444“ von Teroson, dem „Himmelkleber“ der Firma Döpper, oder mit dem „Clear Bond“ von Kent.
- Wichtig in jedem Fall: nach dem beidseitigen Auftrag vorher gut ablüften lassen – noch feucht funktionieren die wenigsten Kleber.
3) Anhang zum Thema Dichtmasse (pro und kontra)
a) Einbringen vor dem Einbau
Abtupfbare Dichtmasse vor Einbau der Scheibe sowohl in den Karosseriefalz/-rahmen, als auch in die Dichtung. Die Dichtmasse im Falz hat nicht nur eine zusätzliche dichtende Wirkung, sondern sorgt auch dafür, dass wenn sich die Karosserie (z.B. beim Bordstein runterfahren) verwindet, die Scheibe samt Dichtung im Rahmen kein "knackendes" Geräusch machen kann.
In die Dichtung kann man die Dichtmasse vor dem Umlegen um die Scheibe spritzen - man kann es aber auch nachträglich machen, wenn die Dichtung schon um die Scheibe gespannt ist (etwas sauberer) – dies aber auf jeden Fall, bevor die Zierleiste in die Dichtung kommt.
b) Einbringen nach dem Einbau
Scheibe ohne Dichtmasse einsetzen.
Dann unbedingt ein paar Kilometer fahren, bevor die Scheibendichtmasse eingebracht wird. So kann sich die Scheibe während der Fahrt nochmals durch die Verwindung der Karosserie setzen.
Beim nachträglichen Einspritzen der Dichtmasse muss darauf geachtet werden, dass zum einen genügend Dichtmasse rein kommt, und zum anderen die Dichtmasse letztendlich quasi um die Scheibenkante verteilt wird, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Dichtung schon nach kurzer Zeit nicht mehr das tut was sie soll und das Wasser sozusagen in der Dichtung und unter dem Scheibenrand ins Wageninnere läuft
Dieser /8-KnowHow Beitrag basiert i.w. auf diesen Threads:
https://www.strichacht-forum.de/read.php?1,172963,172969#msg-172969
https://www.strichacht-forum.de/read.php?1,126395,126406#msg-126406
https://www.strichacht-forum.de/read.php?1,106596,106604#msg-106604
https://www.strichacht-forum.de/read.php?1,102531,102747#msg-102747
Erstellt von: Helmut 230.6 18:56, 24. Okt. 2020 (UTC)