Geräusche und Probleme der (Servo-)Lenkung
Aus /8-KnowHow
(Die Seite wurde neu angelegt: „Immer wieder taucht im Forum das Thema „Geräusche der Servolenkung“ in verschiedenen Variationen auf. Ich habe hier deshalb einmal das Strich 8-Forum der let…“)
Zum nächsten Versionsunterschied →
Version vom 10:53, 13. Jun. 2010
Immer wieder taucht im Forum das Thema „Geräusche der Servolenkung“ in verschiedenen Variationen auf. Ich habe hier deshalb einmal das Strich 8-Forum der letzten Jahre nach entsprechenden Beiträgen durchforstet und nachfolgend eine Zusammenstellung der geschilderten Problemfälle vorgenommen.
Achtung: Die Beschreibung von Geräuschen ist bekanntlich schwierig und was der Eine als „Singen“ empfindet, wird von einem Anderen als „Kreischen“ bezeichnet. Diese Sammlung soll daher lediglich beim Einkreisen von Geräuschquellen helfen. Sie ist KEINE Darstellung sämtlicher denkbarer Problemfälle bzw. deren Lösung. Bei ernsten Problemen der Lenkung, welche die Sicherheit des Fahrzeuges definitiv oder auch nur vermutlich betreffen, ist das Aufsuchen einer fachkundigen Werkstatt und erforderlichenfalls professionelle Reparatur unabdingbar.
Einige der nachfolgenden Tipps gelten natürlich auch für die Komponenten von normalen Lenkungen ohne Servo-Unterstützung.
Ich lade die Lenkungsexperten unter den Forumsteilnehmern ein, diesen Beitrag wo möglich bzw. nötig gerne zu ergänzen/korrigieren.
Das Bild zeigt eine Variante mit Lenkradschaltung.
Geräuschvarianten und deren mögliche Ursachen:
1) Ein quietschendes, surrendes bzw. kreischendes Geräusch tritt auf, wenn man die Lenkung über das Lenkrad fest gegen deren Links- bzw. Rechtsanschlag dreht. Dann spricht in der Servolenkung ein Überdruckventil an, das derartige Geräusche verursacht. Das ist normal und konstruktionsbedingt und kein Grund zur Beunruhigung.
2) Ein quietschendes Geräusch aus dem Motorraum kann auch von einem losen/alten Keilriemen kommen, der die Servopumpe antreibt und bei Belastung beim Einlenken durchrutscht. Oder die Pumpe sitzt nicht im richtigen Winkel und zieht den Riemen dadurch schief. Die Pumpe wird über zwei große Schrauben in ihrem Halter befestigt. Das Nachstellen des Keilriemens ist natürlich möglich, aber nervig. Achtung beim Austausch: hier dürfen nur speziell gehärtete Schrauben verwendet werden.
3) Wenn die Lenkung während des Einschlagens am Stand oder bei langsamem Fahren ein knarrendes Geräusch von sich gibt, dann liegt das eher an Lagerungsproblemen. Quellen für dieses Geräusch können sein:
- Eine Verschraubung direkt oberhalb des Lenkgetriebes. Tipp: Mit Silikonöl einsprühen. Dabei das Lenkrad in verschiedene Winkelstellungen drehen, damit man an den unzugänglichen Stellen nach Möglichkeit eine "Rundum"-Schmierung erhält.
- Trocken laufende Mitnehmerzapfen der Hardyscheibe der Lenkungskupplung.
- Knarrt es hinter dem Lenkrad, dann kann es das Lenksäulenlager sein, das nach Entfernen des Lenkrades zu sehen ist.
- Dann kann noch das Lenkhebelzwischenlager knarren.
- Wenn die Lenkung nur bei vollem Einschlag knarrt, hilft es ggf. etwas Fett auf die Lenkanschläge am Querlenker zu schmieren.
- Wenn die Lenkung knarrt und eher schwammig ist kann die Lenkgetriebebefestigung das Problem sein. Kann man prüfen, indem man das Lenkgetriebe beim Lenken im Stand beobachtet. Wenn es leicht wackelt ist meist der Holm, an dem das Getriebe mit drei Schrauben befestigt ist, morsch. Hier sind dann leider aufwendige Schweißarbeiten nötig!
4) Kritisch wird es, wenn die Spurstangen in ihren Gelenkköpfen knarren. Die sind zwar dauergeschmiert und wartungsfrei, aber nach mehr als 30 Jahren kann damit auch Schluss sein. Ein Knarren dort deutet auf eine ernst zu nehmende Beschädigung hin. Hier sollten dann keine Abschmierexperimente gemacht, sondern die betroffene(n) Spurstange(n) ersetzt werden. Dieser Effekt tritt manchmal nur bei länger anhaltendem trockenem Wetter auf und verschwindet bei feuchtkaltem Wetter, weil dann unter Umständen Feuchtigkeit durch die (beschädigten) Gummimanschetten dringt und für einen „Schmiereffekt“ sorgt, der natürlich keiner ist, sondern nur das Knarren vorübergehend beruhigt.
Abzieher für alle Spurstangen am /8. Für kleine Mark im Internet / ebay erhältlich.
5) Wenn der Ölstand der Servolenkung wegen Undichtigkeiten absinkt, kann sie schon mal Luft ziehen, was zu schäumendem Servoöl führt und eher pfeifende Geräusche verursacht. Füllstand im Vorratsbehälter der Servolenkung checken. Der ist im Motorraum leicht zu finden, sein Deckel ist mit einer Flügelschraube verschlossen.
Das Servoöl muss bei laufendem Motor schaumfrei drin stehen. Wenn Schaum zu sehen ist, dann ist da ein ernstes Problem in der Servopumpe oder dem Lenkgetriebe. Ggf. auch das Öl erneuern – insbesondere wenn es schon eher schwarz ist. Vorher noch checken, wo das Öl im System verloren geht (Lenkgetriebe, Servopumpe, Schläuche). Verwendet wird Automatic Transmission Fluid (ATF). Bevorzugt sollte es ATF Typ Suffix A sein; alternativ (je nach Verfügbarkeit bzw. persönlichem Vorzug) wird auch ATF Dexron IID eingesetzt. Es empfiehlt sich, auch gleich den runden Filter im Ölgehäuse mit zu wechseln (sitzt dort unter einem runden Metalldeckel mit Löchern).
Wenn die Schläuche gealtert sind (z.B. von außen kleine Einrisse zu erkennen sind) auf jeden Fall wechseln, da sie nur ein paar Euro pro Meter kosten. Muss aber spezieller Servolenkungschlauch sein, alles andere wird von der ATF angegriffen. Ein wenig mehr als ein Meter sollte langen. Oder Original Schläuche von Daimler Benz besorgen. Auf jeden Fall aber den kompletten Trakt von Lenkgetriebe über Reservoir bis zur Pumpe ersetzen. Nicht vergessen, das Reservoir von 30 Jahren Schlamm zu befreien und neuen Filter rein. Der kostet mindestens 15 Euro, ist es aber wert, da der alte Filter wahrscheinlich ziemlich zugesetzt ist.
Entlüften ist einfach, aber dazu besser einen Helfer einsetzen. Bei den ersten Lenkgetrieben ist ein Entlüftungsnippel am Lenkgetriebe: PVC-Schlauch aufschieben und ins Reservoir hängen lassen, ATF auffüllen, Motor für 5 Sekunden anlassen, ATF auffüllen usw. usw. bis der ATF Stand konstant bleibt. Dann Nippel leicht aufdrehen, Motor an, drei bis viermal links / rechts Vollanschlag lenken. Während ein Helfer kurbelt, gucken ob im PVC-Schlauch noch Luft mitkommt, wenn nicht: Nippel zu. ATF auffüllen und gut.
Wenn kein Nippel da ist: Gleiche Prozedur aber ohne PVC Schlauch. Gucken ob Schaum ins Reservoir kommt. Der Entlüftungsnippel muss irgendwann Anfang der 70er wegrationalisiert worden sein. Er ist also eher selten. Aber Achtung, der sieht fast aus wie Schmiernippel, und auch nicht wie eine Madenschraube mit Kontermutter. Von diesem Teil besser Finger weg, denn das ist die Schraube für die Einstellung des Lenkungsspiels und eher was für Experten.
Hinweise zum Zerlegen der Lenkung / Ausbau Lenkgetriebe:
Die Verbindung vom Lenkgetriebe zum Lenkrad / Lenksäule lösen. Über dem Lenkgetriebe befinden sich zwei Haltespangen mit jeweils einer Inbussschraube darauf. Der untere (näher am Lenkgetriebe) hat einen Vielzahl drunter. Diesen zusammen lassen. Der Obere hat nur einen Vierkant. Also diese Inbussschraube ganz raus nehmen und jetzt Lenkgetriebe abnehmen. Da das so erst mal nicht klappt ist der Trick am Lenkrad oben zu ziehen. Dazu Lenkrad abnehmen (eine Mutter 22 unter dem Pralltopf) und darunter einen Sprengring ca. 3cm Durchmesser) rausnehmen (zur Sicherheit gegen Beschädigung noch mit zwei Kreuzschrauben den Blinkerhebel lösen). Jetzt Lenkrad wieder aufschrauben und am Lenkrad ziehen. Damit löst sich die Verbindung Lenkgetriebe / Lenksäule ohne Probleme. Das Lenkgetriebe selbst ist mit drei Schrauben durch den Holm am Chassis befestigt.
Erstellt am 27.05.2007 von Michael Hahn / geändert am 27.11.2008 von Helmut 230.6